geplant:Ilulissat, Grönland
tatsächlich: Ilimanaq, Grönland
Mittwoch, 25. Juli 17:00 Uhr bis Donnerstag, 26. Juli 18:00 Uhr
Mit der Diskobucht ist der Höhepunkt der Reise erreicht UND das am Geburtstag der Quotenfrau der Familie W.!
Angesichts der Liegezeiten verzichten wir auf ein Geburtstagsessen am Abend und lassen uns statt dessen ein ausführliches Frühstück servieren anstatt uns am Büffet zu bedienen.
- Erkundungstour Richtung Sermermiut
Wir werden entlang der markierten Blauen Route wandern, um den Eisfjord unmittelbar wahrzunehmen. Nächtliche Bootsfahrt zu den Eisbergen
Hoffentlich haben wir gute Sicht, um tatsächlich zu sehen und nicht nur ahnen zu müssen, wie sich bei der Bootsfahrt in die Mündung des Eisfjords die Mitternachtssonne in den majestätischen Eisbergen bricht.- Bootsfahrt zum Eqi Gletscher
Nachdem wir über die Weihnachtsfeiertage "Chasing Ice" gesehen haben, war klar, dass wir dem Eqi Gletscher beim Kalben zugucken müssen. Wir fahren früh morgens los, damit wir auch sicher rechtzeitig zum Ablegen wieder zurück sind. Und falls wir aufgrund der Eisverhältnisse die Abfahrt unseres Schiffes verpassen, gibt es regelmässige Flugverbindungen von Ilulissat nach Reykjavik ;-)
Soviel zum Plan - und wie war es wirklich?
Mit Kurs auf Ilimanaq haben wir im Selection-Restaurant ein Geburtstagsfrühstück genossen.
Es war erholsam, die Nahrungsaufnahme nicht in einem der Büffetrestaurants zu absolvieren. Insgeheim Kantine C (Calypso) und Kantine M (Marktrestaurant) genannt. Damit keine Mistverständnisse aufkommen:
Die Speisen sind von höchster Qualität, das Servicepersonal ist zuvorkommend und freundlich, aber... "Herr Ober, können wir andere Gäste bestellen?"
Deutsche zeigen an Büffets ein Verhalten, das bei mir die Assoziation Nachkriegsverhalten weckt:
wahlweise "Survival of the fittest" unterstützt durch inflationären Einsatz von Ellenbogen,
"Wat ick bezahlt hab, will ick auch haben" angesichts der unfassbaren Volumina, die sich auf einem Teller stapeln lassen bis hin zu "Szenen einer Ehe" - unfassbar, dass es Paare gibt, die sich ausser des obligatorischen "Guten Appetit" während einer Mahlzeit nichts sonst zu sagen haben.
Bei der Besammlung der Schicksalsgemeinschaft derjenigen, die wie wir ihre Ausflüge nicht über die Reederei organisiert hat, stellt sich heraus, dass unsere Luxury Cruise zum Eqi Gletscher tatsächlich der einzige privat organisierte Ausflug ist, der stattfinden wird. Den weniger glücklichen Gästen empfehle ich, die Bevölkerung vor Ort anzusprechen, erfahrungsgemäss finden sich immer Fischer, die gegen Bezahlung bereit sind, eine Extratour zu machen.
Am frühen Abend tendern wir also nach Ilimanac, eine kleine Siedlung mit rund fünfzig Einwohnern. Dem ein oder anderen Grönlandaffinen ist sie allenfalls wegen der Ilimanac Lodge ein Begriff. Zu besagter phantastischer Lodge führt ein Holzsteg, von dem jeweils ein Steg zur einzelnen Unterkunft in Form eines Nurdachhauses abzweigt. Deutlich lesbar sind Schilder aufgestellt, die Kreuzfahrtgäste auffordern, die Diskretion der Gäste in den Lodges zu wahren und den Hauptsteg nicht zu verlassen. Wir stellen fest, dass wir in Gesellschaft von wahlweise Analphabeten oder Blinden sind. Wir erfahren später, dass Gäste sogar die Traute hatten, nicht nur um ein jeweiliges Nurdachhaus herumzugehen, sondern auch hineinzugehen ("die Tür stand ja offen und ach? die sind vermietet?" - Hallo? Herr Ober, bitte andere Gäste, wahlweise einen Baseballschläger...) Im Grunde gleicht der Landgang einer teutonischen Invasion, vermutlich ist die einheimische Bevölkerung für die nächsten Monate mit kollektiver Traumabewältigung beschäftigt.Nichtsdestotrotz reihen wir uns in die Karawane ein und erklimmen auf unbefestigten Pfaden die nahe gelegenen Berge. Die Aussicht ist atemberaubend und wir sind sprachlos.
Zurück auf dem Schiff entdecken wir Buckelwale, die in Sehdistanz vom Schiff immer wieder auftauchen - eine Gruppe von rund acht Tieren taucht teilweise synchron! auf und ebenso synchron wieder ab. Das jeweilige Tier zeigt dem geneigten, vor Verzückung in Oh! und Ah! Schreie verfallenden Publikum pittoreks seine Schwanzflosse. Die Kamera ist mit leeren Akkus natürlich auf der Kabine - wo sonst?
Obwohl es schwerfällt, sich loszueisen, verordnen wir uns frühe Bettruhe, weil die Ann-Catherine, das eistaugliche Schnellboot uns am nächsten Morgen um 8:00 Uhr an der Pier aufnehmen soll. Wir sind einigermassen pünktlich, weil wir auf dem ersten Tenderboot sind, das vor den offiziell aufgerufenen Booten ablegt, um an der Pier das AIDA-Zelt und sonstiges Material zu installieren. Mit dem ersten offiziellen Tenderboot ist auch der Rest der Truppe vollzählig angetreten und wir legen mit etwas Verspätung durch die Ann-Catherine in Richtung Eqi ab.
Das Boot ist absolut state-of-the-art, nicht nur von der zur Erlangung der Eistauglichkeit massiv verstärkten Bauweise betrachtet:
wir sitzen in bequemen First class Sitzen im Warmen (!), können jederzeit an Bord, uns jederzeit an Kaffee und Tee bedienen und die blitzsaubere, moderne Toilette benutzen. Innert knapp zwei Stunden sind wir am Gletscher, der kurz vor unserer Ankunft ins Meer gekalbt hat. Das ist am Wellengang zu erkennen, der merklich abebbt. Wir machen einen Sandwichlunch direkt vor der Gletscherzunge, sanft geschaukelt und millionenjahrealte Luft atmend. Petrus ist uns hold und schickt uns sogar ein paar Sonnenstrahlen. Auf der Rückfahrt machen wir einen Stopp an einem Wasserfall und unsere ferienjobbende dänische Reiseleiterin holt ein paar Becher heiliges Wasser ein, dem eine verjüngende Wirkung nachgesagt wird. Erfrischend war es in jedem Fall.
Wir legen kurz in Ilulissat zum Tanken an, diese Siedlung ist um einiges grösser als Ilimanaq und macht einen sympathischeren Eindruck als Nuuk, aber viel mehr als eine Panoramasicht und einen Blick auf den Tankstutzen an der Pier erschaschen wir nicht.
Auf der Rückkehr pirschen wir uns an zwei Buckelwale heran, die aber recht rasch nach unserer Annäherung abtauchen.
Eine Seefahrt, die ist.... manchmal wild.
Wir sind um 14:30 wieder zurück an der Pier von Ilimanaq. Da ziehen wir uns erst mal den geballten Unmut der Menschenmasse auf uns, weil wir auf der unteren Plattform bleiben und von dort aus auf ein Tenderboot warten.
Es wäre zwar gerecht, sich einen Weg durch die Menschenmasse zum Ende der Schlange zu bahnen, macht aber einfach keinen Sinn, weil an Durchkommen nicht ansatzweise zu Denken ist. Zu allem Übel setzt auch noch Regen ein und in der Menge kommen wir nicht an unsere Regenhosen heran und dann liegt zusätzlich die Astoria auf Reede und hat einen Tenderservice an die Pier. Die Menschenmenge ist im wahrsten Sinne des Wortes unüberschaubar.
Anfangs machen wir uns über die Nässe und Kälte keine Gedanken, was sich aber ändern wird :-(
Der Wind frischt deutlich auf und treibt die Eisberge und -schollen auf die Pier zu. Nach etwa einer Stunde des Wartens und Bibberns legt ein AIDA Tenderboot an, aus unserer Truppe bleiben nur das Familienoberhaupt und ich am Pier zurück, weil das Boot besetzt ist. Dass es allenfalls keine gute Idee sein könnte, den Junior ohne elterliche Autorität dem Tenderboot zu überlassen, kommt uns nicht in den Sinn.