Island, Akureyri
Freitag, 20. Juli 2018 8:00 bis 18:00 Uhr - Oddeyrarbryggja 12
Wir machen mit einem 4WD Mietwagen einen Ausflug zum Mückensee. Die Mücken sollen wohl nicht stechen, aber nervig ist das ganz bestimmt. Aus diesem Grund haben wir Safarihüte mit integriertem Moskitonetz gekauft.
- Goðafoss Wasserfall
ist einer der bekanntesten Wasserfälle Islands in Sichtweite der Ringstraße. Der Sage nach soll der Gode und Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson um das Jahr 1000 n. Chr., nach der beschlossenen Übernahme des Christentums als Staatsreligion die letzten heidnischen Götterbilder in den Goðafoss geworfen haben. Daher der Name Götterwasserfall. - Grjótagjá (dt.: "Felsspalte")
ist eine Höhle mit kleinem See in der Nähe des Sees Mývatn direkt auf der sogar an der Oberfläche sichtbaren geologischen Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa. Die Höhle war Drehort von Game of Thrones. - Víti
(isländisch "Hölle") ist ein Maar am isländischen Zentralvulkan Krafla. Er entstand 1724 bei einer
Dampfexplosion zu Beginn einer ca. fünfjährigen Ausbruchsserie, die man
Mývatnfeuer nennt.
- Námaskarð/Hverir
Der Name stammt von der Schwefelgewinnung bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Schwefel wurde von Húsavík aus verschifft. Von hier kann man den Mývatn überblicken und erkennt am Dampf die vulkanisch noch aktiven Kraterreihen der "Jarðbaðshólar". Dahinter dampft die Lagune "Jarðböðin". Unterhalb des Berges Námafjall jedoch befindet sich ein aktives und sich ständig veränderndes Feld heißer Quellen namens "Hverarönd" (auch "Hverir"), es ist wie der Berg und die anderen Erscheinungen aktiven Vulkanismus der Gegend Teil des Krafla-Vulkansystems mit Thermalquellen und kochenden Schlammtümpeln. - Jarðböðin við Mývatn
Wir sind zwar am Ende der Reise in Reykjavik, aber ein Bad in der blauen Lagune werden wir nicht schaffen. Ausserdem soll es dort sehr überlaufen sein, das wäre dann auch nicht so unser Ding. Also hüpfen wir hier in die Thermalquelle.
Ein weiteres Sehnsuchtsziel von Akureyri aus ist Húsavík -
die Walhauptstadt Islands. Nur gehen wir einfach davon aus, dass wir auf der Reise sowieso - spätestens in der Diskobucht - Wale sichten und verzichten zugunsten von Goðafoss und Mývatn.
Und - wie war es wirklich?
Der Junior hat sich mit dem Walbeobachtungsvirus angesteckt und steht um 4:00 Uhr morgens in voller Montur bereit, weil er mitbekommen hat, dass wir am Vortag beim early morning coffee auf dem Pooldeck Wale gesehen haben. Nachdem die Uhrzeit auch auf seiner Uhr angepasst ist, kommt er um 6:00 Uhr mit an Deck, nur Wale sehen wir dieses Mal nicht.
Der Autovermieter ist direkt am Hafen und wir haben ein grosses Off road Fahrzeug bekommen. Auf Islands Strassen sind ausserorts höchstens 90 km/h erlaubt, offenbar ist das allerdings der vor uns hindümpelnden Touristenlawine in Mietwagen entgangen. Den ersten Stop nach einer landschaftlich wenig reizvollen Strecke machen wir wie geplant am Godafoss. Das erweist sich nachträglich als kluge Entscheidung: die ersten Busladungen treffen erst zu dem Zeitpunkt ein, als wir wieder abfahren. Wir sind vom Godafoss insgesamt eher enttäuscht als begeistert. Das mag einerseits dem trüben Wetter geschuldet sein (als wir den Wasserfall verlassen, fängt es an zu regnen), mag andererseits aber auch daran liegen, dass dieser Wasserfall dem Vergleich mit dem Rheinfall von Schaffhausen in jeder Hinsicht Stand halten kann. Auch die nächste Etappe zum Myvatn ist zwar ganz klischeehaft isländisch moosgrün, aber insgesamt landschaftlich trist. Wir fragen uns ernsthaft, worauf der Hype um Island begründet ist. Allenfalls sind unsere Erinnerungen an Irland noch zu präsent und im Vergleich damit fällt zumindest diese Region bezüglich spektakulärer Aussichten deutlich ab. Erfreulicherweise hält sich die Mückenpopulation am gleichnamigen Myvatnsee in Grenzen und die explizit für diese Exkursion importierten Mosquito Hats kommen nicht zum Einsatz.
Wir verschaffen uns an einem Aussichtpunkt einen Überblick, aber rechte Begeisterung mag weiterhin nicht aufkommen. Zur nächsten Etappe, der Grjótagjá Höhle mit kleinem See, fahren wir eine gravel road, damit der Ausflug mangels anderer Highlights wenigstens durch Fahrspass in guter Erinnerung bleibt. Leider ist nach wenigen Kilometern bereits Schluss und wir nehmen die Höhle in Augenschein. Das eigentlich spektakuläre daran ist nach unserem Empfinden nicht die Höhle selbst, sondern die Lage direkt auf der hier an der Oberfläche sichtbaren geologischen Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa. In dieser Höhle wurde eine Liebesszene zwischen Jon Schnee und Ygritte in Game of Thrones gedreht. So lässt sich der erstaunliche Andrang von Touristen allenfalls erklären. Die nach ursprünglicher Planung vorletzte Etappe Námaskarð ist schon von weither zu riechen: kochende Schlammtümpel und -töpfe, Fumarole und Solfatare verströmen ihren typischen Schwefelgeruch. So wird 50% der Mannschaft klar, dass ein Bad in der benachbarten schwefelhaltigen Lagune vom Programm gestrichen wird. Die brodelnde, stinkende Erdoberfläche ist spektakulär und absolutes Highlight der heutigen Exkursion. Nachdem ein leichter Nieselregen einsetzt, fahren wir Richtung Akureyri zurück und erkunden die "Stadt" zu Fuss. Im Grunde besteht sie aus einer äusserst überschaubaren Fussgängerzone und profitiert von der relativ malerischen Lage im Fjord. Auf der ersten Kreuzung treffen das Familienoberhaupt und der Schwager zufällig den Exschwager, der mit dem Wohnmobil auf der Insel unterwegs ist - die Welt ist ein Dorf.